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... in der phantastischen Welt von Jonas Goom.
Gehen Sie mit ihm auf Abenteuerreise und lassen Sie sich verzaubern, denn die Geschichte fängt gerade erst an!!!

Freitag, 9. Oktober 2009

Die Entdeckung (2)

Jonas schloss seine Zimmertür, denn bevor er selbst nicht genau wusste, was die Kiste beinhaltete, sollte es auch niemand anderes wissen, erst recht nicht sein überaus neugieriger Bruder.
Er zog die Kiste zu seinem Bett und beäugte sie von allen Seiten. Sie war aus rohem Holz, welches in den Jahren sehr nachgedunkelt war, und hatte schon einige Schnitzer und Ecken abbekommen. An der Oberseite konnte er eine Klappe aufschieben.
Seine Hoffnung er hätte einen geheimen Schatz entdeckt, wurden jedoch enttäuscht, denn diese Kiste enthielt nur alte Briefe und Notizen.

Er nahm die oberste Notiz und las:

04. März 1903
Habe soeben Uroma Beth besucht. Ihr selbstgemachtes Gebäck zum Tee war einzigartig. Sie hat sich sehr gefreut mich zu sehen und hatte mir viel zu erzählen.
Ich wollte am liebsten nicht mehr gehen. Vielleicht gehe ich morgen gleich nochmals zu ihr.

Mehr stand da nicht geschrieben. Das hörte sich nicht gerade spannend an. Seine Großmutter lebte nicht mehr, doch damals war er nur ungern mitgegangen, wenn die ganze Familie sie im Pflegeheim besuchen ging. Oma Jocelyn erkannte ihn meist nicht und nannte ihn beim Namen seines Vaters – alleine das war schon etwas beängstigend. Zudem roch es in diesem Haus immer so komisch. Jonas hätte sich am liebsten die ganze Zeit die Nase zugehalten, doch seine Ma meinte das sei unhöflich, denn die alten Menschen könnten nichts dafür. Doch noch schlimmer als seine eigene hilflose Oma zu sehen, war es die ganzen anderen kranken Alten zu sehen und vor allem zu hören, denn einer schien vor Schmerz und Leid immer zu schreien. Seine Ma sagte zu ihm, es sei ein Glück, dass wir alle nicht wissen, wie wir alt werden.

Es klopfte an der Tür. „Jonas, dein Badewasser ist fertig eingelassen.“
„Ich komme sofort, Ma.“, Jonas packte den Zettel wieder oben auf, verschloss die Kiste und schob sie unters Bett. Er ging zur Fensterbank und legte die Planken wieder lose an ihren Platz und die Kissen oben drauf. Später würde er die Kiste wieder an diesem Platz verstecken.

Als er das Bad betrat, stand Kyle schon wieder vor dem Spiegel.
Er bemerkte Jonas gar nicht, so sehr war er mit sich selbst beschäftigt.
„Äham. Bist Du bald mal fertig. Ich würde jetzt gerne baden und dir dabei nicht beim Ewig-in-den-Spiegel-glotzen zuschauen. Das hilft eh nichts mehr, sieh es doch endlich ein.“
„Ha ha ha. Meinst du dein in wochenlanger Arbeit angesammelter Dreck geht in einem Vollbad runter? Ich gehe ja schon. Aber mach nicht so lange. Ich bin heute Nachmittag noch verabredet und würde vorher gerne noch ins Bad.“

Kyle schloss die Tür hinter sich und Jonas ging zum Spiegel.
Sein blondes Haar stand strubbelig ab und er hatte das Gefühl von Tag zu Tag mehr Sommersprossen auf seiner Stubsnase zählen zu können. Nun grinste er sein Spiegelbild mit dem verschmitzten Lächeln an, was er sogar auf Lager hat, wenn es für ihn nichts zu lachen gibt. Seine blauen Augen funkelten frech, denn sein neu gewonnenes Geheimnis ließ ihn innerlich vor Freude Luftsprünge machen. Womöglich enthielt die Kiste noch eine alte Schatzkarte und er würde bald auf große Schatzsuche gehen.

Jonas liebte das Baden am Sonntag. Er nahm dann immer seine Plastikschiffe mit in die Wanne und spielte stundenlang Schiffe versenken und er war der größte Pirat im Badewannenmeer. Immer wieder ließ er ein wenig Wasser ab, um sich Heißes dazu zulassen, denn mit der Zeit verlor das Wasser immer an Wärme. Meist war er bis zum Mittagessen damit beschäftigt, doch heute wurde er in Rekordzeit fertig, denn seine Neugier auf den weiteren Inhalt der Kiste war enorm groß.

„Schon fertig?“
Im Flur traf Jonas seine Mutter, die gerade mit frisch gewaschenen Sachen auf dem Weg in sein Zimmer war.
„Oliver wollte unbedingt wieder ins Bad. Und außerdem hatte ich heute keine Lust mit meinen Booten zu spielen. Das wird langsam langweilig, schließlich werde ich ja auch älter.“
Im Zimmer angelangt vergewisserte sich Jonas, dass auch bloß nichts von der Kiste zu sehen war. Seine Ma ging an seinen Schrank, um die Wäsche wegzuräumen, doch beim Anblick des Chaos hielt die inne.
„ Ich glaube Du müsstest hier mal wieder aufräumen. Am besten gleich. Du hast doch Zeit, oder!“
„Ist schon gut, ich mache das gleich. Du kannst ja die Sachen erst einmal auf den Schreibtisch legen, ich räume sie dann später weg.“ Jonas wollte damit möglichst schnell seine Mutter vom Hals haben, um sich in Ruhe wieder den wichtigeren Dingen widmen zu können - die Suche nach der Schatzkarte.
„Ich schaue dann noch einmal heute Abend in den Schrank, wenn ich Dir Gute Nacht sagen komme.“ Damit verließ sie das Zimmer.

Jonas schnappte sich einen der frisch gewaschenen Pullover und zog ihn an. Es war sein Lieblings-Pulli, der vom vielen Tragen und Waschen schon ganz ausgeblichen war. und nun statt schwarz eher grau war. Das jedoch Wichtigste war, dass er immer noch so flauschig und warm war, wie am ersten Tag, als er ihn von seinem Papa geschenkt bekommen hat. Er ging zu seinem Schrank um sich eine Hose zu holen, dabei stellte er fest, dass es wirklich Zeit wurde, dass er mal aufräumte, doch bis heute Abend hatte er ja noch genug Zeit. Erst einmal wollte er nun die Geheimnisse der Kiste ergründen. Er zog sie wieder unter dem Bett hervor und hob sie unter Aufwendung all seiner Kräfte auf sein Bett. Sein Kissen knautschte er sich in den Rücken, um es sich so richtig gemütlich zu machen. Nun öffnete er die Kiste erneut, legte die oberste Nachricht beiseite und begann die restlichen Papiere zu durchforsten. Dabei sortierte er schon einmal grob nach Briefen und Notizen, Letztere waren meist auf kleine Zettel oder herausgerissene Heftseiten geschrieben und schienen vom Verfasser der ersten kurzen Nachricht zu stammen. Anhand der verschiedenen Adressen konnte er die Briefe wiederum in verschiedene Stapel ordnen. Immer mehr Zettel und Papiere stapelten sich auf seinem Bett und Jonas musste aufpassen die Haufen nicht durch eine unachtsame Bewegung wieder durcheinander zu bringen. Bald hatte er die ganze Kiste ausgeräumt und fand als letztes ein blaues Büchlein, welches ziemlich abgegriffen aussah und nach altem vergilbten Papier roch. Beim Hochheben fielen weitere Notizen in seinen Schoß.
Jonas schlug den Buchdeckel auf und las auf der ersten Seite:


Dies ist das Tagebuch von Jonathan Sherwood.

Die Handschrift hatte denselben Schwung, wie die auf den zahlreichen Notizen. Somit stammte also der Großteil des Kisteninhalts von Jonathan Sherwood. Neugierig blätterte er
eine Seite weiter.



17. März 1896

Mein Vater brachte mir heute aus der Stadt dieses Buch mit. Ist es nicht wunderschön? Das Blau des Einbandes leuchtet so stark und die leeren Seiten schreien geradezu, danach mit Wünschen und Geheimnissen beschrieben zu werden, so daß ich beschlossen habe mein Tagebuch daraus zu machen. Ich werde mich bemühen täglich festzuhalten, was mich bewegt und beschäftigt. Und nun will ich auch gleich damit beginnen.
Ich habe endlich herausgefunden wie mein Engel, den ich täglich auf meinem Nachhauseweg von der Schule beobachten kann, heißt. Ist Shirley nicht ein zauberhafter Name für eine solche Schönheit!
Oje, ich werde jetzt Schluss machen, denn mein Vater ruft nach mir. Ich darf ihn nicht warten lassen.
Bis Morgen!


„Jonas, Mittagessen!“, rief sein Vater die Treppe herauf.
„Ja, ich komme gleich!“
Wenn er nicht wollte, dass jemand etwas von seinem Fund erfuhr, musste er vorher schnell die Papiere wegräumen, denn er wollte kein Risiko eingehen. Jonas ließ das Buch in die Kiste fallen und griff schon nach den Briefen, als er sich aufgrund des hohlen Geräusches, was das gefallene Buch verursachte wieder der Kiste zuwandte. Er legte das Buch zurück auf sein Bett und blickte in die Kiste. Sie war nicht so tief, wie sie es von außen vermuten ließ. Jonas pochte gegen den Boden und vernahm ein hohles Klopfen. Es schien sich um einen Zwischenraum zu handeln, doch von innen war keine Öffnungsmöglichkeit zu sehen.

„Jonas, wo bleibst Du denn? Das Essen wird schon kalt!“
„Ich komme. Ich komme.“

Er schob nun doch alle Briefe und Notizen in die Kiste und verstaute sie wieder unter seinem Bett.

Nach dem Mittagessen wollte Jonas wieder so schnell wie möglich in sein Zimmer, doch er hatte vergessen, dass er mit seinen Eltern ein befreundetes Ehepaar und dessen Tochter besuchen sollte. Alle Versuche darum herum zu kommen, halfen nichts und so verbrachte er gezwungenermaßen den ganzen Nachmittag mit Diana. Sie hatten sich nicht viel zu erzählen und Jonas mochte sie sowieso nicht besonders. Sie war nicht hübsch noch hatten sie Gemeinsamkeiten. Sie wollte immer nur mit Puppen oder ihrem Game Boy spielen. Letzteres machte ihn eifersüchtig, denn sie ließ ihn nie damit spielen und er selbst hatte keinen. Er wünschte sich schon zu seinem letzten Geburtstag einen, doch er bekam wieder nur Bücher und Anziehsachen. Obwohl Jonas immerzu drängelte zu gehen, blieben sie leider bis zum Abendessen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo,
habe grade mit erstaunen festgestellt, dass es schon weiter geht! Ich finde die Geschichte von Jonas richtig gut, das einzigste was mich stört ist, dass ein Junge in seinem alter sooo gerne badet???! :O
Bin schon gespannt, ob es so spannend bleibt. Viel Spaß weiterhin beim schreiben!