Willkommen...

... in der phantastischen Welt von Jonas Goom.
Gehen Sie mit ihm auf Abenteuerreise und lassen Sie sich verzaubern, denn die Geschichte fängt gerade erst an!!!

Donnerstag, 5. November 2009

Jonathan Sherwood (2)

„Hat nun doch endlich jemand meine Kiste gefunden!?“ polterte es aus Jonathan heraus. „Ich verstecke, seit ich denken kann, alle meine Schätze unter der Fensterbank. Und ich dachte mir schon, dass mal irgendwer das Versteck entdeckt. Aus welcher Zeit kommst Du? Wohnst Du schon lange in diesem Haus? Hat sich viel hier verändert? Wie heißt Du eigentlich und wie alt bist Du? Bist Du allein hier – das hoffe ich?! “
Jonas stand da ohne ein Wort zu sagen, denn auch wenn er gerne die Fragen beantwortet hätte, blieb ihm bei dem Redeschwall seines Gegenübers keine Chance, das Wort zu ergreifen.
Eine Atempause Jonathans konnte er nun nutzen, um schnell einzuhaken.
„Ich bin Jonas. Bist Du Jonathan? Bin ich wirklich in der Vergangenheit? Ich komme aus dem Jahr 2005 und habe als Datum den 17. März 1896 angegeben. Wie hast Du es entdeckt?“

„Wow! Mal langsam. Du bist ja genauso wissensdurstig wie ich. So viele Fragen kann ich mir sowieso nicht auf einmal merken. Zum einen bin ich wirklich Jonathan. Also scheinen meine kompletten Unterlagen bei Dir angelangt zu sein. Ist schon komisch das erste Mal jemanden aus der Zukunft zu treffen. Ich habe so viele Fragen an Dich und Du sicher auch an mich. Komm setzt Dich her.“
Damit deutete Jonathan auf sein Bett, setzte sich ebenfalls und lehnte sich mit seinem Rücken an das Kopfende. Jonas tat es ihm gleich und benutzte das Fußende als Lehne.
Im schwachen Kerzenschein konnte Jonas eine gewisse Ähnlichkeit mit sich selbst feststellen, die man auf dem Schwarz-Weiß-Foto aufgrund des Fehlens der Farben nicht so eindeutig ausmachen konnte. Die stahlblauen Augen, das strubbelige, blonde Haar und die vielen Sommersprossen auf der Nase.
Aufgrund des Nachnamens hatte Jonas schon eine Verwandtschaft vermutet, doch diese frappierende Ähnlichkeit ließ keine Zweifel mehr erkennen. Zudem waren sie augenscheinlich etwa im selben Alter.
Auch Jonathan schien darüber nachzudenken, da er Jonas von oben bis unten musterte mit dem Ergebnis: „Wenn ich Dich so richtig ansehe, denke ich wir sind verwandt. Was denkst Du?“
„Ich glaube auch, zumal der Mädchenname meiner Mutter ebenfalls Sherwood ist und wir im gleichen Haus wohnen. Meinst Du, wir sollten uns über die Zukunft unterhalten? Hat das nicht vielleicht irgendwelche Auswirkungen? Hast Du damit schon Erfahrungen gesammelt?“
„Du meinst, ob unsere Besuche in der Vergangenheit Auswirkungen auf die Zukunft haben?“
„Genau.“
„Das konnte ich leider noch nicht richtig testen. Ich kann nur sagen, bei den Besuchen bei meiner Familie, insbesondere bei meiner Uroma, scheine ich zumindest an der Familiengeschichte nichts verändert zu haben. Bisher konnte mich auch nur Uroma Beth sehen, für alle anderen war ich unsichtbar. Wir vermuten, dass sich Zeitreisende nur untereinander erkennen und sehen können. Du bist ein zusätzlicher Beweis dafür, denn wir sehen einander schließlich. Wenn ich ehrlich bin, sind die Grundzüge und Ideen zur Zeitreise von Beth. Ich hatte Aufzeichnungen von ihr gefunden auch unter der Fensterbank gefunden und habe das Ganze nur in die Tat umgesetzt. Sie war das erste Ziel meiner Reisen. Sie ist selbst nie so gereist, doch alleine der Glaube an die Möglichkeit, scheint die Augen dafür zu öffnen. Gab es bei Dir Probleme hierher zu kommen?“
„Ging alles gut. Nur konnte ich meine Hände nicht so schnell in die Hosentaschen bekommen.“ Beide sahen sich nun seine Arme an, die einige blaue Flecken aufwiesen und mussten lachen.
„Was war Dein erstes Ziel? Und wieso warst Du Dir so sicher, dass es klappt?“
„Sicher war ich mir anfangs natürlich auch nicht, doch die Hoffnung auf spannende Abenteuer hat mich angespornt. Ein bisschen musste ich an der Technik noch feilen, doch im Grunde waren es nur Kleinigkeiten. So wie Du, besuchte auch ich als erstes meine Uroma, da ja von ihr die Aufzeichnungen waren. Das hat Dich sicherlich auch zu mir getrieben.“
„Ja genau. Ich dachte mir, wenn das Ganze funktioniert, dann will ich mich auch darüber unterhalten können. Und das am besten mit jemandem, der die gleichen Erfahrungen schon gesammelt hat.“
„Sag mal wie spät ist es eigentlich?“ fiel Jonathan gerade ein.
„Mist, ich habe meine Uhr liegen lassen.“
„Nicht so schlimm, ich schleiche eben runter und schaue nach.“ Und schon war Jonathan mit einem Satz aus der Tür. Keine zwei Minuten kam er wieder lautlos ins Zimmer gehastet.
„Du hast kaum mehr Zeit rechtzeitig zurückzukommen. Es ist fünf Minuten vor zwölf. Wenn Du nicht vor dem neuen Tag zurückkehrst, erlebst Du den Tag noch einmal neu und kannst Dich an nichts erinnern. Wer weiß, ob Du dann je die Kiste findest. Das wäre echt schade, denn ich hoffe nun öfters von Dir besucht zu werden. Also schnell in den Schrank und schreib’ ja das richtige Datum an die Tür.“
Jonas wollte noch ein paar Fragen stellen, doch Jonathan schob ihn zum Schrank, öffnete dir Tür und schloss sie wieder mit den Worten „Komm bald wieder. Ich freu mich!“

Nun holte Jonas schnell die Kerze aus seiner Hosentasche und zündete diese in der vorhergesehenen Schrankecke an. Eilig wischte es das Datum und den Namen von der Tür und schrieb den 17. März 2005 an. Nur noch den Ring dreimal nach rechts, viermal nach links und einmal nach rechts drehen und schon ging es los. Zum Glück konnte er seine Arme diesmal schützen. Seine Gedanken kreisten bei dem Gerumpel im Schrank nur um die Fragen: Kommt er richtig an? Beginnt der Tag von neuem? Wird er dann trotzdem auf die Kiste unter der Fensterbank stoßen? Oder wird er sich nicht doch an alles erinnern können?
Die Sorgen waren umsonst. Als Jonas seine Schranktür öffnete, war es in seinem Zimmer dunkel. Das mochte ja noch nichts heißen. Doch als er auf seinen Wecker auf dem Nachtisch blickte sprangen die Zahlen gerade auf 23:58. Er hatte es also geschafft.
Geschwind räumte er nun seine Klamotten in den Schrank zurück, zog seinen Schlafanzug an und kuschelte sich in sein schönes weiches Bett, denn bei dem Gedanken an die harte Pritsche von Jonathan kam ihm sein Bett wie eine weiche Wolke im Himmel vor. Bei diesen Gedanken fielen ihm sogleich die Augen zu – er war sehr müde, denn schließlich hatte er heute sehr viel erlebt.